Risikobeurteilungs-Vorlagen

Eine Risikobeurteilungs-Vorlage wird für einen bestimmten Anwendungsbereich erarbeitet.

Aufgabe 1: Ermittlung der zutreffenden harmonisierten Normen (Normenrecherche)

Diese Aufgabe übernimmt der Erarbeiter der Risikobeurteilungs-Vorlage.

2: Reihenfolge der zu bearbeitenden Normen
Sie bestimmt auch die Reihenfolge in der Risikobeurteilungs-Vorlage.

Zuerst werden die Vorgaben der Typ C-Normen bearbeitet, danach die Vorgaben der Typ B2-Normen und abschließend bei einer vorhandenen Typ C-Norm der Anhang B der EN ISO 12100 und bei Abwesenheit einer Typ C-Norm die Vorgaben der EN ISO 12100 einschließlich Anhang B der EN ISO 12100.

In der EXCEL/WORD-Version wurde dafür eine Spalte Norm-Ranking (auch Normtyp) als Sortierspalte eingefügt.

Vorschlag:
  • Norm-Ranking = 1: Typ C-Norm mit Vermutungswirkung
  • Norm-Ranking = 2: Typ C-Norm ohne Vermutungswirkung
  • Norm-Ranking = 3: Typ C-Norm mit Risikovergleich
  • Norm-Ranking = 5: Typ B2-Normen
  • Norm-Ranking = 7: Typ A-Norm EN ISO 12100 (ohne Anhang B)
  • Norm-Ranking = 8: Typ A-Norm EN ISO 12100, Anhang B
  • Norm-Ranking = 9: MRL, GSA (für Kontrolle der Einhaltung der GSA)

Diese Aufgabe übernimmt der Erarbeiter der Risikobeurteilungs-Vorlage.

3: Aufbereiten der Normabschnitte
aus ermittelten Typ C-, Typ B2- und Typ A-Normen. Typ B1-Normen werden nicht aufbereitet, sie dienen als Nachschlagwerke.

Die verschiedenen Normen sind unterschiedlich tief gegliedert. Für bestimmte Arbeitsprozesse bei der Erarbeitung einer Risikobeurteilungs-Vorlage ist eine tiefergehende Untergliederung erforderlich.
Beispiel aus EN 60204-1:2018:

Tiefergehende Untergliederung (Normunterabschnitte):

9.2.3.5 -1:
Jede Maschine kann abhängig vom Typ und ihrer Verwendung über eine oder mehrere Betriebsarten verfügen (z. B. Handbetrieb, Automatikbetrieb, Einrichtbetrieb, Wartung).
9.2.3.5 -2:
Wenn eine Maschine für mehrere Steuerungs- oder Betriebsarten mit unterschiedlichen Schutzmaßnahmen entwickelt und konstruiert ist und deren Verwendung unterschiedliche Auswirkungen auf die Sicherheit hat, muss …
9.2.3.5 -3:
Der Wahlschalter kann durch eine andere Auswahlmethode ersetzt werden, bei der die Nutzung von bestimmten Funktionen der Maschine für den Bediener begrenzt ist (z. B. Zugangscode).
9.2.3.5 -4:
usw.

Die einzelnen Normvorgaben beschreiben nicht immer genau eine Sicherheitsanforderung bzw. ein Schutzziel. Für die Aufbereitung der Risikobeurteilungs-Vorlage sind diese Unterschiede bestimmend.

Eine Sicherheitsanforderung / ein Schutzziel kann beschrieben werden durch:

  • ein Normunterabschnitt = eine Sicherheitsanforderung, z. B. in EN 60204-1, 5.3.2; Arten der Netztrenneinrichtung
  • mehrere Normunterabschnitte = eine Sicherheitsanforderung, z. B. in EN 60204-1, 5.1; Netzanschlussstellen
  • ein Normunterabschnitt = mehrere Sicherheitsanforderungen, z- B. in N 60204-1, 9.2.3.5; Betriebsarten

Beschreibt ein Normunterabschnitt eine Sicherheitsanforderung, so sollte das einer Vorgabe entsprechen.

Wenn ein Normunterabschnitt mehrere Sicherheitsanforderungen enthält, sollte je nach Wichtigkeit entschieden werden, ob alle Sicherheitsanforderungen einzeln oder in einer Vorgabe zusammengefasst beschrieben werden. [Einzelheiten siehe Buch, Kapitel 12]

In der Risikobeurteilungs-Vorlage sollte die Nummer des Normunterabschnitts und der Inhalt angegeben werden. Aus Lizenzgründen sollte der Text nur so abgefasst werden, dass der Anwender möglichst rasch den Originaltext in der Norm erkennen kann. Empfehlung: Originaltext der Norm sollte auf einen zweiten Bildschirm angezeigt werden.

Daraus ergibt sich folgende Darstellung in Excel:

Diese Aufgabe übernimmt der Erarbeiter der Risikobeurteilungs-Vorlage.

4: GSA-Zuordnungen

Jedem Normunterabschnitt sind eine oder mehrere GSA zuzuordnen.

Typ C-Normen neueren Datums enthalten einen Anhang ZA oder ZZA „Zusammenhang zwischen dieser Europäischen Norm und den grundlegenden Anforderungen der abzudeckenden Richtlinie 2006/42/EU“. Enthalten die Normen keinen derartigen Anhang sind die GSA den Normabschnitten (und damit den Normunterabschnitten) manuell zuzuordnen.

Für EXCEL/WORD-Versionen gibt es hierzu 2 Möglichkeiten:
Möglichkeit 1: Muss einem Normabschnitt (und damit den Normunterabschnitten) mehrere GSA zugeordnet werden, muss die betreffende Zeile vervielfacht werden, wobei ab 2. Zeile im Datenfeld „Beschreibung der Maßnahme“ jeweils auf die erste Zeile verwiesen wird.
Möglichkeit 2: Alle vervielfachten Zeilen werden während der Erarbeitung der Risikobeurteilung vorübergehend ausgeblendet. Nach Bearbeitung der einzelnen Normunterabschnitte werden die ausgeblendeten Zeilen wieder eingeblendet und der Inhalt der ersten Zeile „Beschreibung der Maßnahme“ in die anderen Datenfelder übertragen.

Vorhandener Auszug mit GSA-Zuordnungen:

Diese Aufgabe übernimmt der Erarbeiter der Risikobeurteilungs-Vorlage.


5: Empfohlene Technologie der Erarbeitung einer Risikobeurteilung

Es sollten alle zutreffenden harmonisierten Normen für einen Maschinentyp (= Maschinenkategorie), z. B. Stetigförderer und Systeme in einer Excel-Liste aufbereitet werden.
Die Aufbereitung einer Risikobeurteilungs-Vorlage sollte generell in Excel erfolgen.
Bei Vorliegen eines dafür tauglichen Datenbankprogramms kann die Excel-Liste importiert oder die Datenfelder einzeln dorthin übertragen werden.
Soll die Risikobeurteilung in einer EXCEL/WORD-Versionen erarbeitet werden, kann die Risikobeurteilungs-Vorlage direkt verwendet werden.


6: Inhalt einer Risikobeurteilungs-Vorlage

  • das gesamte Know-how der Normen,
  • alle anzuwendenden Typ C-, Typ B- und Typ-A-Normen,
  • die mitgeltenden Normen, bereits aktualisiert,
  • die extrahierten Sicherheitsanforderungen pro Abschnitt, Absatz oder Teilen davon,
  • die Zuordnung der Normabschnitte zu den grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen (GSA),
  • Vorabvorgabe der Lebensphasen,
  • die methodische Führung bei der Fertigstellung der Risikobeurteilung.